1. Februar 1959: Geboren am Tag der 1. Eidgenössischen Abstimmung zum Frauenstimm- und Wahlrecht

Die Hebamme berichtete meiner Mutter mit Tränen in den Augen von der grossen Enttäuschung, der wuchtigen Ablehnung des Stimm- und Wahlrechts der Frauen.

Die Diskussion dieser beiden Frauen sollte mir den Spirit eingeflösst haben, mich für die Gerechtigkeit und politischen Anliegen einzusetzen.

Nach unserem Umzug vom Seeland (BE) in ein römisch-katholisches Dorf im Toggenburg (SG), musste ich vorerst die "neue Sprache" lernen und erfahren, dass wir die einzigen Reformierten sind. Das war für mich, seinerzeit als Kind, nicht einfach zu verstehen - unbegreiflich. Die Schulzeit, das politische Engagement meiner Eltern und die stark gelebte dörfliche, römisch-katholische Religion haben mich geprägt und mich gelernt für die Rechte/Gerechtigkeit einzustehen und sich für die Gesellschaft zu engagieren.

"Politisches Engagement mit Herzblut, ob Jung oder Alt - es ist nie zu spät."

Nach der Geburt des zweiten Kindes entwickelte sich der Wunsch, mich für die Gesellschaft politisch aktiv zu verwenden und ich interessierte mich fortwährend für unser Dorf, wo wir heute seit über 30 Jahren leben. Ich suchte eine Möglichkeit, mich in der Gemeinde politisch zu engagieren und wie es der Zufall wollte, war es in einem Wahljahr unserer Gemeinde. Drei Dorfparteien standen zur Auswahl, ich entschied mich für die Freisinnigen und liess mich für die Schulkommission und für den Gemeinderat nominieren. Als "Zugezogene" kannten mich die Wilderswilerinnen und Wilderswiler kaum. Die Chance gewählt zu werden war eher klein, die Motivation dafür umso grösser. Mit "Boskop" Äpfeln ging ich von Tür zu Tür, stellte mich vor und erklärte, dass ich gewählt werden möchte.

Meine Motivation und meinen Mut wurden am 1. Dezember 1996 mit Glanzresultaten belohnt und so begann am Neujahr 1997 mein politisches Engagement für die Gemeinde, die Region und den Kanton, sowie für die Freisinngen des Kantons Bern.

Gegenüber den Ratskollegen und Bürgern hatte ich oft gegen Vorurteile anzukämpfen, wie z.B. "du verstehst das nicht, du bist nicht einheimisch", "frag nicht so viel" etc. Umsichtig und mit viel Fleissarbeit, sowie mit "gesundem Menschenverstand" und Freude an der politischen Arbeit, konnte ich gemeinsam mit unterschiedlichen Teams etliche Gemeindeprojekte in den folgenden befristeten 2 Behörden Legislaturen, erfolgreich umsetzen.

"Politik ist eine Herzensangelegenheit. Gemeinsam nach Lösungen suchen und mutig auch neue Wege gehen. Das ist Politik!"

2012 stand die Wahl des Gemeindepräsidiums an. In einer Kampfwahl setzte ich mich deutlich gegen einen ehemaligen Gemeinderat und Gemeindepräsidenten der SVP durch. Ich gehe davon aus, dass die Bevölkerung einen neuen Wind wünschte, resp. einen Aufbruch. Gewisse Personen konnten diese klare Wahl bis zum heutigen Tag nicht akzeptieren.

Diese Kräfte versuchten mir "Stolpersteine" in den Weg zu legen. Unwahrheiten, Schimpfwörter, persönliche mündliche Angriffe, Verleumdungen und sogar Sachbeschädigungen waren die Folge. Dazu gehörten auch die alljährlichen bösartigen und unfairen Angriffe im "2. Jänner Knacker".

Heute im 21. Jahrhundert ist die Beleidigung "Frauen gehören hinter den Herd" leider immer noch zu hören. Nun, dazu sage ich ganz einfach: "Frauen lasst euch nicht beeindrucken, Politik ist lustvoll und bereichernd!"

Die Freude, mich für das Dorf einsetzen zu können und das Wissen um die vielen offenen Gemeinde Geschäften und die dringend umzusetzenden Projekte, von regionaler und kantonaler Bedeutung, motivierten mich und liessen mich lösungsorientiert und mit Weitblick an den Herausforderungen arbeiten. Am Herzen lagen mir vor allem auch die vielen kleinen Erfolge, die interessanten Kontakte und die wertvollen Diskussionen sowie die unzähligen stillen Hilfeleistungen.

Politik ist attraktiv. Wir brauchen den Mut für Visionen und Veränderungen. Viel, sehr viel lässt sich bewegen, wenn man seine gesteckten Ziele konsequent verfolgt.

Der Spirit vom 1. Februar 1959 ist in mir:  "Niemals aufgeben - vorwärtsschauen"!

"Wer glücklich sein will, braucht Mut. Mut zur Veränderung, um, neue Brücken zu bauen, alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen." Zitat: Unbekannt

Marianna Lehmann-Gygax, Wilderswil

 

Steckbrief Marianna Lehmann-Gygax

Geboren am 1. Februar 1959; Heimatort: Herzogenbuchsee

aufgewachsen in Witzwil und Mosnang; verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Kindern

Politische Tätigkeiten

2013-2020                  Gemeinde- und Gemeinderatspräsidentin Wilderswil

1997-2004                  Gemeinderätin Wilderswil

FDP.Die Liberalen

2018                           Vorstand FDP.Die Liberalen Frauen Kanton Bern

2004 - 2010                Geschäftsleitung FDP.Die Liberalen Kanton Bern, Wahlkampfleiterin und Betreuung Sektionen Kanton Bern

1999 - 2013                Präsidentin FDP.Die Liberalen Wilderswil

Verschiedenste Engagements in Kultur, Wirtschaft, Tourismus und Politik